Geschichte der Bergbrüderschaft
Bergbrüderschaft
Die Bergbrüderschaft Pobershau e.V. - ein Rückblick
Der Ort Pobershau wurde vor etwa 530 Jahren das erste Mal erwähnt. Die Besiedlung setzte mit Wahrscheinlichkeit noch früher ein. Neueste Forschungen ergaben, dass bereits in den Jahrhunderten davor auf unseren Fluren nach Eisen geschürft und es auch geschmolzen bzw. verarbeitet wurde. Mit kurzen Unterbrechungen wurde hier also ein halbes Jahrtausend Erzbergbau betrieben.
Sitten und Bräuche aus dieser Zeit haften den Pobershauern an. Bergmännische Sagen, Redensarten, Schimpfworte, Liedgut und vor allem der Bergmannsgruß „Glück Auf“ sind kaum öfter wo zu hören, als aus dem Munde der Pobershauer.
Bereits im 14. Jahrhundert etablierten sich die ersten Bergbrüderschaften. Sie waren frühe Zusammenschlüsse von Bergleuten, die sich um soziale Belange kümmerten, Mindestlöhne einforderten und sich um besondere seelische Betreuung bemühten.
Die Versorgung von Witwen und Waisen sowie Bergfertigen (Invaliden) gehörten zu ihren Aufgaben. Mit zum Teil eigenen Geistlichen und eigenen Kapellen (Kirchen) kamen sie dem besonderen Bedarf an seelischen Beistand der gefahrvoll lebenden Bergknappen entgegen. Später unterstützten sie sogar in wirtschaftlicher Not geratene Gruben aus ihren Brüder- bzw. Knappschaftskassen.
Es gibt Hinweise darauf, dass die Pobershauer bereits im 16. Jahrhundert in mehreren Knapp- bzw. Brüderschaften organisiert waren, weil 4 verschiedene Grundherrschaften durch den fündigen und gewinnbringenden Bergbau ein Verschmelzen der Territorien verhinderten und somit einer Ortsgründung entgegenwirkten.
Nach dem Niedergang der lang anhaltenden Silber- und Zinnerzbergbauepoche verloren auch Brüder- und Knappschaften ihre Bedeutung. Ihre Aufgaben hatten schrittweise Kirche und Staat sowie Stiftungen übernommen, so dass sie bald überflüssig wurden.
Als 1934 die Gewerkschaft Saxonia-Bavaria in Pobershau erneut den Versuch machte, die Zinnvorräte der Pobershauer Erzgänge zu erschließen und einen rentablen Abbau vorbereitete, bildete sich wiederum einer für den Ort bedeutender Bergarbeiterstamm. Eine der ersten Arbeiten dieser Gewerkschaft bestand darin, die alten Gruben des Reviers zu untersuchen. Der Anblick dieser alten Baue löste bei einigen Bergleuten Begeisterung für ihren Beruf aus und sie zollten den „Alten“ Respekt und Anerkennung. Sie wurden Bergleute mit Leib und Seele und interessierten sich nicht nur für ihren nächsten Wochenlohn. Leider kam dieses kühne Projekt mit samt den bis zu 305m abgeteuften Richtschacht zum erliegen. Die Hoffnung auf reiche Erzanbrüche hatte sich nicht erfüllt. Unter der Leitung des Bergingenieurs Grassmann wurden aber die Untersuchungen des Molchner Ganges gleichzeitig genutzt, um die Vorbereitungsarbeiten für die Schaffung eines Schaubergwerks zu tätigen.
Nach langem Tauziehen mit der damaligen sächsischen Landesregierung wurde die Genehmigung erteilt und die dazu benötigten Geldmittel bereitgestellt.
Zum Heimatfest „450 Jahre Pobershau“ 1934 konnte als besonderer Höhepunkt das Schaubergwerk eröffnet werden. Während des 2. Weltkrieges wurde es als Luftschutzeinrichtung genutzt und in den Nachkriegsjahren verfiel es zunächst wieder.
Aber durch Freunde des Altbergbaues vom alten Bergarbeiterstamm und durch inzwischen bei der AG Wismut tätig gewesenen Bergleuten des Ortes wurde es 1959 mit vielen freiwillig geleisteten Arbeitsstunden liebevoll ausgebaut und gesichert.
Nun wurde im Turnus von 5 Jahren das Bergfest gefeiert.
Für den Festumzug, in dem die Bergbauszenen überwiegen, wurden immer aus dem Theaterkostümverleih Bergtrachten geliehen und auf die Bergbrüderschaften anderer Bergorte zurückgegriffen. Der Wunsch, eine eigene bergmännische Trachtengruppe aufzubauen, flammte immer wieder auf. Aber es fehlte das „Zugpferd“, um diese schwierige Arbeit anzugehen.
Wir schrieben das Jahr 1971, als dem Bürgermeister Wolfgang Lauria die gleichen Gedanken bewegten.
Er stammte aus Annaberg-Buchholz und kannte die Tradition und die Bergaufzüge, die die Mitgliedsvereine des damaligen Arbeitskreises Erzgebirgische Bergbrüderschaften bei bestimmten Anlässen aufführten. Er lud Mitte 1971 alle bergbauinteressierte Heimatfreunde des Ortes, die Mitarbeiter des Schaubergwerkes und die Vorstandsmitglieder des bereits erwähnten AEB ein, um über die Möglichkeiten zur Gründung einer Pobershauer Bergbrüderschaft zu reden.
Bald hatte er auch den Pobershauer Rat hinter sich, um eine Finanzierungsmöglichkeit für den ersten Trachtenfundus zu finden. Der Betrag von etwa 12.000 Mark aus der sogenannten Dorfclubkasse sollte später das entscheidende Schärflein zur Finanzierung der historischen Bergtrachten der Pobershauer Brüderschaft werden.
Nachdem sich 1971 die Zusammenkünfte zur Vorbereitung der Gründung häuften, kam es am 18. Sept. 1971 in der HO-Gaststätte „Huthaus zum Molchner Stolln“ zur vorbereitenden Gründungsversammlung.
Die Bergbaufreunde Helmut Schmieder
Johannes Höll
Uwe Egert
Alfred Ullmann
Rudi Einert
Frieder Auerbach
Erich Mauersberger
H-G Wünschmann
Siegfried Martin
Hugo Ullmann
(Wolfgang) Werner Reichel und der
Bürgermeister Wolfgang Lauria
trafen sich mit den erfahrensten Organisatoren der schon existierenden Bergbrüderschaften, dem Bergkameraden
Richter aus Frohnau (Vorsitzender EBB)
Schierig aus Geyer
Quaasdorf aus Thum
Kress aus Ehrenfriedersdorf
Herrn Gerlach, Bezirkssekretär des DKB und
Herrn Saalfrank, Kreissekretär des DKB.
Alle diese Gäste standen uns mit Rat und Tat zur Seite.
An dem Muster des Statuts der Geyerschen Bergbrüder lehnten sich die Pobershauer an und gaben damit der Arbeit der Brüderschaft einen guten Leitfaden.
Die Arbeit des Gründungskomitees war von so großer Begeisterung getragen und fruchtbringend, dass am 16.06.1972 die Wiedergründung der Bergbrüderschaft Pobershau vollzogen wurde.
Der Gründungsfestakt wurde gemeinsam mit dem 100jährigen Bestehen der FFW und des Turnvereins des Ortes gefeiert. Die Pobershauer Blaskapelle und der Männerchor Pobershau gaben der Feier den besonderen Rahmen.
Am darauffolgenden Sonntag, dem 18.06.1972 zeigten sich die Mitglieder Bergbrüderschaft das erste mal im neu angefertigten Habit (Trachtenstand um 1840) beim gemeinsamen Festumzug der breiten Öffentlichkeit.
Die Blaskapelle Pobershau, die uns von Anfang an unterstützte, schlüpfte 1974 in ihre Musikantentracht und nannte sich fortan „Bergkapelle Pobershau“.
Der Verein gründete sich mit 27 Mitgliedern und wuchs bis zum heutigen Tag auf über 80.
Die Bergbrüderschaft nahm in 45 Jahren an ca. 520 Bergaufzügen und Festumzügen in über 80 verschiedenen Ortschaften in Deutschland und Europa teil.
Veranstaltungshöhepunkte seit dem Jahre 2000:
Im Jahr 2000 9. Deutscher Bergmannstag in Herne,
10 Jahre Wiedervereinigung in Dresden,
2001 480. Stadtgründungstag in Marienberg,
2002 2. Sächsischer Bergmannstag in Freiberg,
30 jähriges Jubiläum der Bergbrüderschaft Pobershau e.V.
2003 2. Thüringischer Bergmannstag in Sondershausen,
475 Jahre Kalkabbau in Lengefeld,
2004 750 Jahre Kalksteinabbau in Rüdersdorf,
10. Bergfest in Pobershau,
10. Deutscher Bergmannstag in Heringen
2005 300 Jahre Knappschaft in Sosa,
1. Hüttentag der Hüttenknappschaft Blaufarbenwerk, Zschopental
350 Jahre Stadt und Knappschaft Jöhstadt
2006 Weihe des wiederhergestellten Pferdegöpels auf dem Rudolphschacht,
Tag der Sachsen in Marienberg,
2007 Stadtgründungstag Marienberg in neuer Stadthalle,
3. Sächsische Bergmannstag in Johanngeorgenstadt,.
2008 Oederan, Bergaufzug und Aufstellung des Modells „Huthaus zum Roten
Mann“ im Klein Erzgebirge,
„50 Jahre Blasmusik in Pobershau“
2009 Schloss Augustusburg, Bergmännische Abendserenade,
Olbernhau-Grünthal 15 Jahre Saigerhüttenfest,
11. Bergfest in Pobershau
2010 Hohenstein-Ernsttal „500 Jahre“ Heimatfest,
8. Nordrheinwestfählischer Knappentag (Zapfenstreich und Parade),
Marienberg 490. Stadtgeburtstag
2011 0elsnitz, 25 Jahre Bergbaumuseum,
Großolbersdorf Heimatfest „625“,
Sondershausen 3. Thüringischer Bergmannstag,
2012 250 Jahre Bergbrüderschaft Wiesa
40 jähriges Jubiläum der Bergbrüderschaft Pobershau e.V.
850 Jahre Freiberg
4.Sächsischer Bergmannstag in Jöhstadt
2013 675 Jahre Berggrabebrüderschaft Ehrenfriedersdorf
300 Jahre Knappschaft Rittersgrün
2014 12.Deutscher Bergmannstag und 12. Pobershauer Bergfest
2015 Freiberg, 250 Jahre Bergakademie
Natürlich gehört auch die Altbergbauforschung zum Kern der Vereinsarbeit.
Literatur und Rissstudium, Aufsuchen von Archiven, Suche nach Schächten und Mundlöchern, Befahrung alter Gruben, Dokumentieren, Kartieren und Fotografieren bilden das weite Feld der der Aktivitäten unserer Bergbrüder.
In Sachen Denkmalpflege setzt die Pobershauer Bergbrüderschaft einen besonderen Schwerpunkt, wie die Auflistung der wichtigsten Projekte der letzten Jahrzehnte zeigt :
- Mithilfe bei der Wiederherstellung der Schachtkopfmauerung des Felberstollnschachtes und Vergitterung der Schachtöffnung
- Wiederherstellung des zerstörten Mundloches des Tiefenblühend-Glück-Stollns
- Rettung des Grünen Graben 1974 – 1988
- Verhinderung des Abrisses des Arbeiterwohnhauses Ratsseite 77 und Ausbau zum Vereinshaus 1988 – 1989 (Fertigstellung durch Bauarbeiter der Gemeinde)
- Rettung des „Huthauses zum Roten Mann“ durch Kauf, Wiederaufbau und Umnutzung zum Ferienhaus und Wanderstützpunkt für Bergbaufreunde 2001 – 2004
- Umsetzung des Projektes „Grenzüberschreitender Bergbaulehrpfad Pobershau- Medenec“ 2013
Vorsitzende der Bergbrüderschaft Pobershau e.V. seit ihrer Gründung:
1972 - 1983 Rudolf Einert
1983 - 2012 Siegfried Martin (Bergmeister des SLV)
seit 2012 Ronald Uhlig
Leiter der Bergkapelle seit 1974:
1974 - 1989 Karl Oestreich
1989 - 1998 Wolfgang Clement
seit 1998/99 Reiner Brödner (Org.) / Uwe Baldauf (Musik)
Glück Auf !
Siegfried Martin, Ronald Uhlig